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Blankenburg

Die Blütenstadt am Harz!

Foto: Jana Böhme

19.12.2021

Albert-van-Hoeij-Straße eingeweiht

Am Dienstag, 14. Dezember 2021, wurde in Blankenburg in Anwesenheit zahlreicher Gäste die Albert-Van-Hoeij-Straße offiziell eingeweiht. Bei der Straße handelt es sich um einen Abzweig von der Michaelsteiner Straße zum Industrie- und Gewerbegebiet Oesig.

Im Dezember 2020 hatte der Blankenburger Stadtrat einstimmig - in Gedenken an die mehr als 1.000 Zwangsarbeiter, die unter unmenschlichen Bedingungen die Stollen der „Klosterwerke“ in den Berg treiben mussten - die Benennung der Straße nach dem belgischen Widerstandskämpfer und Zwangsarbeiter beschlossen. Unabhängig voneinander hatten Prof. Dr. Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, sowie Ulrich Baxmann, der fast zwei Jahrzehnte als Journalist in der Stadt tätig war, fast zeitgleich den Namensvorschlag eingebracht.
 
Der Einweihung der Straße waren umfangreiche Abstimmungen mit den Familienangehörigen, der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora und den Opferverbänden voraus gegangen. Aufgrund der Corona-Pandemie war es den Nachfahren Albert van Hoeijs leider nicht möglich, persönlich an der Enthüllung teilzunehmen. Trotzdem konnten mehrere Mitglieder der Familie die Straßeneinweihung per-Livevideokonferenz verfolgen, die Markus Breitkopf per Smartphone nach Belgien übertrug. Familie Breitkopf unterhält seit vielen Jahren freundschaftliche Beziehungen zu der Familie Albert van Hoeijs. Per Grußbotschaft, die Edith Breitkopf vorlas, erhielt die Stadt ein herzliches Dankeschön aus Belgien. In der Botschaft wurde die Hoffnung geäußert, im Jahr 2022 gemeinsam über die Straße zu gehen und eine Bank aufzustellen oder einen Baum zu pflanzen. Heiko Breithaupt griff den Vorschlag auf und versprach, die Möglichkeiten prüfen zu lassen.

In seiner Ansprache zeigte sich der Bürgermeister dankbar, dass die Namensfindung für die bisher unbenannte Straße ein so gutes Ende gefunden hat. „Heute ist ein weiterer wichtiger Tag für das Erinnern und gegen das Vergessen“. 

Vor Vertretern der KZ-Gedenkstätten Buchenwald-Mittelbau Dora und Langenstein Zwieberge, des Stadtrates, der Kirchengemeinden, des Vereins Spurensuche im Harz und vieler weitere Gäste bekräftigte er noch einmal die Wichtigkeit, an die Gräueltaten der Nationalsozialisten, die auch in Blankenburg stattfanden, und an die Opfer zu erinnern. 

Albert van Hoeij wurde 1944 wegen Widerstandes gegen die deutschen Besatzer in Antwerpen verhaftet und gemeinsam mit 400 weiteren Häftlingen über das KZ Buchenwald nach Blankenburg-Oesig deportiert. Dort musste er bis zum Todesmarsch im April 1945 Zwangsarbeit leisten. Er gehörte dem Kommando „K“ an das Steinbaracken in der Oesig bauen musste, eine der Baracken ist bis heute im Original erhalten. Ein Gedenkstein erinnert dort an das einstige Lager, dessen Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen auch die Stollen der „Klosterwerke“ in den Berg treiben mussten. Bis heu-te ist unklar wie viele der rund 1.000 Zwangsarbeiter dabei ums Leben kamen. 

Van Hoeij hat diese unmenschlichen Torturen überlebt. Seit den frühen 1990er Jahren war er Vorsitzender des Beirates ehemaliger Häftlinge des KZ Mittelbau-Dora in der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. In dieser Funktion und als Vorstandsmitglied des belgischen Überlebenden-Verbandes „Dora, Ellrich et Kommandos“ engagierte er sich mit bewundernswerter Kraft und Ausdauer für eine lebendige Erinnerung an Mittelbau-Dora und das Außenlager Blankenburg-Klosterwerke. 

Bis zu seinem Tod im April 2019 hat sich van Hoeij für eine Aussöhnung zwischen den Opfern der Zwangsherrschaft und den Blankenburgern eingesetzt. Er war in den vergangenen 30 Jahren mehrfach in Blankenburg zu Gast, bei einem der Besuche überreichte der damalige Bürgermeister Hanns-Michael Noll dem Belgier die Ehrenmedaille der Stadt. 

Neben dem Straßenschild, das mit einem Zusatzschild versehen ist, wurden auch zwei Informationstafeln enthüllt. Eine enthält Informationen über das Leben van Hoeijs, die zweite Tafel informiert über die Geschichte der Rüstungsanlage Klosterwerke, mit Berichten von Zeitzeugen über die qualvolle Zwangsarbeit in den Stollen.

Die „Albert-van-Hoeij-Straße“ ist ein weiterer wichtiger Schritt, um in Blankenburg eine lebendige, greifbare Erinnerungs-kultur zu schaffen.  Und sie ist ein deutlich erkennbares Symbol dafür, dass Albert van Hoeij, seine Geschichte und die seiner Leidensgenossen nicht in Vergessenheit geraten wird.