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Blankenburg

Die Blütenstadt am Harz!

Foto: Jana Böhme

26.11.2024

Erste Straße Deutschlands nach Historiker Carl Erdmann benannt

Carl Erdmann lebte von 1898 bis 1945. Er war ein weltweit anerkannter Mittelalterhistoriker und trat entschieden mit seinem Werk und seiner Haltung gegen den Nationalsozialismus ein. Und er war Blankenburger. In seiner Kindheit lebte er in der damaligen Sedanstraße 4, der heutigen August-Winnig-Straße 2, und legte im Jahr 1916 das Abitur am Gymnasium Am Thie ab. Danach studierte er Theologie in Berlin sowie Geschichte in München und Würzburg, wo er promovierte. Nach Aufenthalten in Portugal und Italien lebte er in Berlin und publizierte zahlreiche Aufsätze. Seine 1935 erschienene Schrift „Die Entstehung des Kreuzzugsgedankens“ machte ihn international zu einem bedeutenden Mittelalterhistoriker.

Da er sich entschieden als Gegner des Nationalsozialismus aussprach, blieb ihm eine Universitätskarriere versagt. Schließlich wurde er trotz Wehruntauglichkeit im Jahr 1944 zur Wehrmacht eingezogen. Dabei gelangte er nach Albanien, wo er als Dolmetscher in einem Gefangenenlager in der Nähe von Zagreb tätig war. Dort verstarb er im Jahr 1945 und wurde auf dem Mirogoj-Friedhof beigesetzt.

In unmittelbarer Nähe des früheren Wohnhauses der Familie Erdmann wurde nun eine bislang namenlose Straße nach ihm benannt: Die Verbindungsstraße zwischen der August-Winnig-Straße und dem Wasserweg.

Die feierliche Einweihung und Enthüllung des erläuternden Straßenzusatzschildes fand am vergangenen Sonnabend im Beisein der Großnichte Carl Erdmanns, Carola Vulpius, und dem renommierten Historiker Professor Dr. Folker Reichert statt. Dieser hat sein Forschen unter anderem Carl Erdmann gewidmet und veröffentlichte die Biografie „Fackel in der Finsternis“. Er hielt im Anschluss an die Enthüllung im Ratssaal einen Vortrag zum Leben und Wirken Carl Erdmanns.

Zu Erdmanns 125. Geburtstag im November 2023 initiierten die Gymnasiallehrer Christoph Georg Rohrbach und Madeleine Sander, dass ein Erinnern in der Stadt an die bedeutende Persönlichkeit einsetzt. Sie waren es auch, die dem Stadtrat die Benennung der Straße vorschlugen. Dieser stimmte schließlich mit einem einstimmigen Beschluss zu.

Carola Vulpius sprach im Namen der Familie Carl Erdmanns ihren großen Dank an Professor Reichert, die Initiatoren, Blankenburgs Bürgermeister Heiko Breithaupt und die Stadträte aus, dass das Andenken Carl Erdmanns in dieser Weise gewürdigt wird.

Der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands, der seit 2011 den Carl-Erdmann-Preis vergibt, begrüßte die Straßenbenennung: „Mit großer Freude haben wir vernommen, dass Blankenburg den wichtigen Schritt geht, eine Straße nach Carl Erdmann zu benennen.“ So habe sich Erdmann öffentlich gegen eine Umdeutung der Geschichte durch die Nationalsozialisten eingesetzt – das, was wir heute als rechte Fake News kennen. Diese Ehrung mahne, dass Geschichte nicht Geschichte bleiben dürfe, sondern dass man sie erforschen und ihre Lehren im Heute verankern müsse – im Schulalltag ebenso wie durch wissenschaftliche Vorträge.

Die feierliche Einweihung und Enthüllung des erläuternden Straßenzusatzschildes fand im Beisein der Großnichte Carl Erdmanns, Carola Vulpius, und dem renommierten Historiker Professor Dr. Folker Reichert statt. Dieser hielt im Anschluss an die Enthüllung im Ratssaal einen Vortrag zum Leben und Wirken Carl Erdmanns. (Fotos: Jana Böhme)